Verein zur Förderung des Segelsports e.V.

Kategorie: Regattabericht

Eine Regatta – 100 Meilen – Ein Wochenende

 

 

Der Start zur Wettfahrt nach Süden in Richtung der Insel Montecristo wird vor Piombino sein. Ich bringe die Soffio von Elba zum Festland in die Marina von Salivoli (sehr gute Infrastruktur), verabschiede meine Crew am Freitagmorgen und verbringe die Zeit bis zur Ankunft der anderen Regattacrewmitglieder mit der Beschaffung des Proviants. Eigentlich nicht so viel für ein Wochenende, jedoch verflucht man das spezifische Gewicht von Wasser und anderer Flüssigkeiten, wenn man es einen knappen Kilometer auf dem Rücken heranschleppen darf. Trotzdem ist der Wasservorrat nicht üppig ausgefallen und der Navigator moniert später, dass ohne Grappa ja gar nicht geht.

Als Skipper Carsten mit Katharina, Claus-Michael, Tobias und Dirk eintreffen, wird nicht lange geredet sondern kurzerhand die mitgebrachte Regattabesegelung  angeschlagen. Wir wollen schließlich noch an diesem Freitagabend einmal kurz raus, denn bisher hatte niemand von uns diese Segel je am Mast gesehen, geschweige denn Erfahrungen mit ihnen sammeln können. Ein unerwartetes Problemchen generieren die Segellatten des abgenommenen Dracon-Groß: Wo verstaut man nur solch lange Dinger, die wirklich die gesamte Tuchtiefe einnehmen? Unter Deck ist selbst der Salon nicht nur ein wenig sondern reichlich zu kurz. Nach kurzer Suche verbleibt ein einziger geeigneter Ort an Bord: die  das Deck begrenzenden Kante, welche bei einer Grand Soleil 40 zum Glück etwas höher ist, als die Latten breit sind. Mit etwas Tape hält dies für ein paar Tage.
Bei leichtem Wind und einsetzenden Nieselregen prüfen wir, ob die Kevlar-Folien-Segel in Ordnung sind, legen alle Leinen zurecht und verspäteten uns dabei etwas zur abendlichen Begrüßung der Crews. Aber wir kommen noch rechtzeitig für das Gemeinschaftsfoto aller Skipper und Navigatoren. Das Stehbuffet leidet etwas unter dem stärker werdenden Regen, aber es schmeckt uns trotzdem!

Am Morgen ist noch viel zu erledigen, aber Dank später Startzeit schaffen wir alle Vorbereitungen und segeln in den vorhergesagten sonnigen Tag. … Stimmt so nicht! Vor dem Start stecken alle Boote in einer Nebelbank. Der Wind kommt wie erwartet schwach (3-5 kn) aus Südost. Dieser löst den Nebel aber doch noch rechtzeitig auf. Dann kommt das Startsignal. Aber wo war die Vorankündigung? Später stellte sich heraus, das die gegriffene Handfunke Macken hat und zwar sendet, aber nicht empfängt und so kreuzen wir folgerichtig die Startlinie nicht in der Führungsgruppe, können jedoch sehen, dass auf der Steuerbordseite mehr Wind ist und uns so wieder schnell ins Mittelfeld vorschieben.
Beim traditionellen Am-Wind-Startkurs sind wir mit unserer neuen Besegelung sehr zufrieden: die Segel zeigen gutes Profil, reagieren deutlich auf Trimmanstrengungen und so bleibt wir gut im Rennen.

An der Südostspitze von Elba wird der Kurs auf die Isola di Pianosa abgesetzt. Diejenigen unter Euch, die die Gegend kennen oder eben mal auf der Karte nachgesehen haben, werden sich wundern, wie dies zu einer Umrundung vom Montecristo passen soll. Und nein, die Organisatoren lassen das Feld keine Acht um die Inseln fahren. Wegen der Schwachwindprognose wurde der Kurs verkürzt, damit am Sonntag wirklich alle rechtzeitig zum großen Abendessen in San Vincenzo sein werden … oder am Montagmorgen wieder auf Arbeit, je nach dem, wo jeder so seine Präferenzen hat.
Jedenfalls beginnt jetzt die Überlegung, welches der unbekannten Segel wohl das richtige ist. Eigentlich ein guter Kurs für das Code 0, aber auch für den Gennaker sollte die Richtung zum Wind schon passen und der hat mehr Fläche. Also Gennaker gesetzt und ein Crewmitglied an die Luvschot delegiert, damit das Segel immer optimal gefahren wird.

Wie bei allen anderen ringsum steht der Gennaker bei dem leichten Wind nicht immer stabil. Also alles soweit gut? … Irgendwie nicht … Die Silhouetten vor uns werden langsam kleiner und schmaler und die hinter uns größer und deutlicher. Warum nur? Allen Trimmversuchen zum Trotz ändert sich daran nichts. Schließlich geben wir auf, nehmen den Gennaker runter und setzen stattdessen das Code 0. Unglaublich, aber wir laufen sehr bald einen ganzen Knoten schneller, obwohl sich sonst an den Bedingungen nichts geändert hat!  So zahlt man Leergeld, wenn man seine Ausrüstung noch nicht kennt.

Noch später zum Abend hin schwächt sich der Wind weiter ab. Eine Flaute bleibt uns zwar erspart, aber mehr als 3 kn Fahrt sind vorerst nicht drin. Als ich am Ende der Nacht von meiner Matratzenhorchschicht ans Deck komme, hat er doch wieder zugenommen und bläst schließlich ziemlich konstant mit ca. 6 kn aus Nordwest. Dies bedeutet Am-Wind-Kurs ohne Kreuz und für uns die Gelegenheit, wieder die große Genua auszupacken. Das Boot läuft gut. Die Nacht ist klar und wir stecken mitten im langgezogenen Feld, wie die Positionslampen um uns herum und die sporadischen angeleuchteten Segel verraten. Der leichte, aber beständig nach Nordost drehende Wind  erfordert jedoch unsere Aufmerksamkeit für den Nachtrimm, denn die anderen Teams versuchen ebenfalls alles aus Ihrem Material herauszuholen. Deshalb suchen auch wir immer wieder die Strömungsfäden an den Segeln mit der Stirnlampe.

Der Kurs endet wie er begonnen hat mit einer Kreuz. Schließlich ertönt für uns am Sonntagmorgen um 08:31 das Zieleinlaufsignal nachdem wir die aufblasbare Zieltonne bei Einbiegen zünftig “gerempelt” haben. AIS hat uns immer über den Platz in unserer Gruppe auf dem Laufenden gehalten (unseren zugeteilten Regattatracker konnten wir selbst nicht sehen bzw. sendete er nicht korrekt). Nach gesegelter Zeit werden wir Zehnte, nach berechneter dann Elfte in unserer Gruppe von 17 Jachten. Ohne Vorwissen über das Verhalten unserer neuen Soffio und der spezifischen örtlichen meteorologischen Eigenheiten sind wir mit diesem Ergebnis durchaus zufrieden.

Zeitgleich zur Regatta finden in San Vincenzo – dem Zielort – noch andere Veranstaltungen statt: Ein Oldtimertreffen der Autoliebhaber und auch noch weitere Wettbewerbe in Tauchen und Seefischen. Dementsprechend gut besucht ist die Fußgängerzone, welche gleich hinter der ersten Häuserreihe am Hafen liegt und der Yachthafen selbst wird aus mehreren Quellen mit Musik versorgt. Die Organisatoren der Regatta betreiben mehr Aufwand, als man so im Durchschnitt im Ostseeraum gewöhnt ist. Neben der Übertragung der Siegerehrung auf einer großen Leinwand erwartet uns unter Zeltdächern ein 5-Gänge-Menü bei guter Musik und einer Endlosschleife der in den letzten 2 Tagen geschossenen Videos und Fotos auf der Riesenleinwand. Als einzige ausländischen Teilnehmer erhalten wir sogar einen Ehrenpreis und damit verbunden sind Wünsche auf wiederholte Teilnahmen in den Folgejahren. Überhaupt suchen die Organisatoren und Vertreter der örtlichen Segelklubs den Kontakt und das Gespräch. Damit fühlt man sich natürlich sehr wohl!

… und ich denke, wir werden wiederkommen, uns wieder seglerisch messen und dabei wiederum die italienische Gastfreundschaft genießen.

Mast- und Schotbruch !

Schotbruch ist dabei!

Weiteres unter http://www.la100dimontecristo.com

 

Nachtrag zur Nordseewoche 2016

Saarländisch-Sächsische Crew zum vierten mal beim Pantaenius Skagen Race gut dabei

Sicher hat es was damit zu tun, dass Pfingsten in diesem Jahr kalendarisch sehr früh war – jedenfalls war es diesmal zur Nordseewoche ungewöhnlich kalt und auch durchaus windig. Trotzdem freuten sich Claus-Michael Lehr als Skipper mit Ehefrau Christine und Sohn Felix vom SC Nordsaar, sowie Ortwin Trux und Michael Wengerodt vom Dresdner Verein „Schotbruch“ schon seit der Planung im Oktober auf diese sportliche Herausforderung. Die Kooperation dieser beiden eher küstenfernen, aber trotzdem auch dem Hochseesegeln verschriebenen Clubs funktioniert sehr gut, denn heuer ging es bereits zum vierten mal gemeinsam an den Start der bekannten deutschen Hochseeregatta. Verstärkt wurde die Crew durch Peter und Timo Hegemann vom Berliner SC Oberspree, also auch nicht direkt von der „Waterkant“.

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Nachdem das langjährige Vereinsboot „Temptation X“ (X-119) aufgrund einer Havarie im letzten Sommer leider nicht mehr zur Verfügung stand, musste zunächst adäquater Ersatz organisiert werden. Dieser fand sich in der „Martha-Maria“, einer Bavaria 38 match, Bj. 2008, von Vercharterer Henrik Lenz aus Rostock, der Skipper und Schotbruch-Bootswart Carsten Kneuer (aus Zeitgründen leider diesmal selbst nicht mit von der Partie) auch unterstützte, das Boot ISAF-konform auszurüsten.

Gute Vorbereitung ist bei einem mehrtägigen Hochseerennen absolut unverzichtbar. Dazu absolvierten nicht nur alle Crewmitglieder, teilweise zum wiederholten mal, das für mindestens zwei Drittel der Besatzung vorgeschriebene Sicherheitstraining. Drei Mitglieder nahmen außerdem an einem inzwischen ebenfalls vorgeschriebenen, speziellen Erste-Hilfe-Kurs teil. Glücklicherweise musste das erlernte Wissen nicht angewendet werden. Ein AIS-Transponder wurde beschafft und für die Charterperiode eingebaut, weitere Ausrüstungsgegenstände (u.a. Try-Segel, EPIRB, Markierungsboje, Notbeleuchtung) kamen aus dem Fundus der „TX“. Zwei Tage vor Meldeschluss kam dann endlich auch vom DSV der inzwischen schon mit leichter Nervosität erwartete Messbrief.

Nachdem die „Überführungscrew“ unter Skipper Carsten Kneuer das Boot durch den NOK von Rostock nach Cuxhaven gebracht hatte, erfolgte dort die Übergabe an die „Regattacrew“. Schon seit Tagen verhieß die Wetterlage für die Zubringer Regatta (MINOX-Cup, W2) nicht gerade eine Kaffeefahrt. Um 7 Uhr am nächsten Morgen meldete sich die Wettfahrtleitung dann mit dem aktuellen Wetterbericht, welcher für die Elbmündung NW 6-7 und Wellen von 3m Höhe „plus Gezeitenzuschlag“ avisierte, und sprach explizit von „schwierigen Bedingungen“. Daraufhin sagte gut die Hälfte der angemeldeten Yachten ihre Regattateilnahme ab – sehr ermutigend! Aber was macht man nun, wenn man sich seit einem guten halben Jahr auf die Nordseewoche (eigentlich: das Skagenrace!) vorbereitet hat, zumal das Wetter für Sonntag noch heftiger werden sollte…? Also: Warm und wasserfest anziehen, drittes Reff einbinden und die Fock nur teilweise ausrollen. Das Auslaufen aus der belebten Marina, Überqueren des Elbfahrwassers und die ersten Probeschläge mit dem für alle noch unvertrauten Boot geben Mut – wir versuchen es! Wichtigstes und einziges Ziel: sicher und wohlbehalten nach Helgoland kommen. Die Segeleigenschaften der Bavaria am Wind und durch die vom Ebbstrom steil aufgetürmten Wellen sind vorzüglich, die eher konservative Besegelung erweist sich im weiteren Verlauf selbst für Regattazwecke als durchaus angemessen. Auch wenn der Seegang beinahe allen ein Speiopfer an den Meeresgott abverlangte, herrscht im Grunde Kaiserwetter! Die angesagten 40 Knoten Wind vor Helgoland traten zumindest für uns glücklicherweise doch nicht ein, und wir erreichten die Insel schließlich gut gelaunt und ohne irgendwelche Probleme. Der normalerweise den einlaufenden Yachten kredenzte Willkommens-Rum fiel diesmal leider aus, aber dafür gab es jede Menge Liegeplätze – tja, so ein Wetter hat auch Vorteile! Kaum glauben konnten wir am Ende unser Ergebnis: von den 11 gestarteten Yachten unserer Gruppe hatten wir immerhin den zweiten Platz belegt.

Während an den nächsten beiden Tagen die „Profis“ bei „Helgoländer Acht“, „Hummer“ und „Vomex-A Cup“ regattierten, gönnten wir uns erst mal eine Pause, besorgten Proviant und bereiteten das Boot sowie uns selbst auf die kommende Langstrecke rund Skagen vor.

Am Pfingstmontag Nachmittag ging es dann los. Den Gate Check, bei dem die Regattaleitung die Sicherheitsausrüstung begutachtete, passierten wir problemlos, die nachgerüstete Sturmbesegelung und AIS taten also was sie sollten. Nicht so indes unser Ruder: schon nach Runden der ersten Tonne begann die Seilsteuerung merkwürdig zu rucken. Ein Blick in die Tiefen des Hecks brachte die schockierende Erklärung: Von den vier Bolzen, welche den Quadranten halten, waren zwei bereits abgeschoren; die beiden anderen würden in dem Seegang wohl auch nicht mehr lange mitmachen. Also: schon mal prophylaktisch die Notpinne montieren und die Mechanik der Ruderanlage ansonsten mit Kabelbindern und Kevlarschnur (was man beides als Charter-Segler immer dabei haben sollte!) so gut es geht entlasten … und dann weiter in die Nacht die Jütländische Küste hoch heizen!

Noch in der gleichen Nacht verabschiedet sich etwa bei Horns Rev unter den besorgten Blicken der Wache die UKW Antenne aus dem Masttop, ohne dass dieser Vorgang natürlich irgendwie aufzuhalten gewesen wäre. Na super – jetzt können wir also auch nicht mehr funken. (Naja, für Notfälle hätten wir ja noch Raketen und die Handfunke). Blöd auch, dass inzwischen in der Kajüte des permanent 40grad krängenden Boot das von Brechern übergenommene Wasser schon in den Ecken schwappt und in die tieferliegenden Schapps eindringt. Aber wir haben ja alle Stiefel an und unsere Klamotten in Plastiktüten verpackt (zumindest hatte das der Skipper empfohlen…) Eigentlich müsste man mal für ein paar Minuten beidrehen und das Boot lenzen – aber wir sind in einer Regatta! Der Bordelektronik bekommt die Feuchtigkeit auch nicht so gut: auch wenn kein plausibler Zusammenhang mit dem Verlust der UKW-Antenne darstellbar ist, fällt kurz darauf der Kartenplotter und das ganze NMEA System aus. Naja, dass viel Wind ist, merken wir auch ohne Anemometer, der klassische Verklicker im Top zeigt weiterhin korrekt dessen Richtung, die Positionslampen, Logge und Echolot sind nicht betroffen. Vor dreißig Jahren hätte man ohnehin nicht mehr zur Verfügung gehabt – und im übrigen ist das iPad, verpackt in einer wasserdichten Hülle und gelegentlich vom 12 V Bordnetz nachgeladen von alledem völlig unbeeindruckt und trackt zuverlässig unseren Kurs. Dieses Teil lerne ich auf jedem Törn mehr zu schätzen. Trotzdem machen wir natürlich regelmäßig Standorte und überprüfen unsere Navigation in der Papierkarte.

Nach Hanstholm – dicht unter Land passiert – öffnet sich die weite Jammerbucht: Wind gute 5 Bft, Wellen 2-3 Meter, Sonnenschein! Eigentlich würde man sich ein bisschen weniger wünschen, wenn man mit einer uneingespielten Crew zum ersten mal 120qm Spinnaker setzt. Aber immerhin ist allen das Manöver zumindest aus der Theorie bekannt, und die Schlüsselpositionen können wir mit hinreichend erfahrenen Seglern besetzten. Also hoch das Ding und ab geht’s die Wellen rauf und runter. Das war genau der Spaß, den Meno Schrader beim Wetterrouting für diesen Teil der Strecke prophezeit hatte – 14 Knoten Top Speed! Dass ein Crewmitglied unter diesen Bedingungen – sicher mit besten Absichten – anfing Rühreier zu backen, war allerdings nicht mit dem Skipper abgesprochen und endete dann auch in einer größeren Reinschiff-Aktion in der Kombüse anstelle des angedachten warmen Frühstücks. Der Spi bleibt drauf, auch als es um die Skagen Tonne geht, und um nicht weiter anluven zu müssen entscheiden wir uns für einen zwar weiteren, aber schnelleren Kurs östlich um Läsö herum. Vielleicht hätten wir das sogar noch konsequenter durchhalten sollen, denn Yachten, die bis fast zur schwedischen Seite des Kattegats segelten, konnten noch länger von dem allmählich immer mehr abnehmenden Wind profitieren und lagen auf diese Weise auf einmal vor uns. Interessant, wenn man in Landnähe per handy-roaming gelegentlich die Kurse und Positionen aller Boote auf dem iPad verfolgen kann. Inzwischen hatten wir uns vom vorletzten auf einen mittleren Platz in unserer Gruppe vorgearbeitet.

Aber nun war erst mal Schluss mit Wind – Flaute total! Aber dafür angenehme Sonne und Wärme, Zeit um feuchte Matratzen und anderes zu trocknen, eine ordentliche Mahlzeit zu kochen und sich auszuruhen (eigentlich ist es ja unser aller Urlaub!). Auch eine Behelfssteuerung aus Kevlarschnur und ein paar Spi-Blöcken konnte erfolgreich konstruiert werden, welche es erlaubte die Notpinne über das Rad zu steuern. Irgendwann kam der Wind dann auch wieder, allerdings aus dem südwestlichen Quadranten, also wieder mehr oder weniger von vorn. Wie alle anderen auch schafften wir uns kreuzend unter der Belt-Brücke hindurch, was durch das Verkehrstrennungsgebiet nicht direkt erleichtert wird. Frisch aus dem Internet runtergeladene Strömungsdaten bestätigen den bei dieser Windrichtung zu erwartenden nördlich setzenden Gegenstrom im Großen Belt. Aber auch der korrespondierende Nehrstrom in Gegenrichtung war da, und kann genutzt werden, wenn man eng unter der Küste von Langeland bleibt. Mit 22 Wenden nutzen wir die Strömung konsequent und konnten so ein paar weitere Plätze auf die Konkurrenz gutmachen. Auch der letzte Schlag von Bagenkop nach Kiel blieb eine Kreuz, bei der es wieder frisch aufbrieste. Da wir die seit der Flaute gesetzte Genua nicht umständlich gegen die kleinere Arbeitsfock wechseln wollten, refften wir bei Bedarf einfach das Großsegel ein und aus. Vorne die große Genua und zwei Reffs im Groß achtern wirkt zwar etwas unkonventionell, ließ sich aber sehr gut steuern. Nun noch eben den Kieler Leuchtturm an Backbord lassen und in Strande über die Ziellinie – und gegen 18 Uhr am Freitag abend haben wir es geschafft: 4 Tage und 1 Stunde sind wir unterwegs gewesen. Aus dem sehr schmeichelhaften dritten Platz, den das Tracking Programm noch immer ausweist, wurde zwar laut offizieller Ergebnisliste nur ein fünfter, aber trotzdem sind wir alle höchst zufrieden.

Am Ende der Strapazen freut man sich einfach über die erfolgreiche Bewältigung einer solchen Etappe von über 500sm am Stück. Ähnlich muss es Marathonläufern oder auch Alpinisten nach einer großen Bergtour gehen. Dass wir buntgemischten Binnensegler aus dem Saarland, Sachsen und Berlin mit unserer gecharterten Bavaria dabei sogar ein paar Yachten teilweise namhafter Segelclubs bzw. Skipper hinter uns lassen konnten nimmt man dann durchaus mit gewisser Zufriedenheit zur Kenntnis.

Claus-Michael Lehr

PS: Von der Tour gibt es auch Fotos

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