Seit vielen Jahren veranstaltet Schotbruch e.V. Jugendtörns, um unseren seglerischen Nachwuchs schrittweise an eine zukünftig eigenverantwortliche Schiffsführung heranzuführen. Im letzten Jahr hatten z.B. 3 Jugendliche zum Törnabschluss ihren SBF See abgelegt. In diesem Jahr besteht die Herausforderung im Umgang mit wechselhaften und teils recht anspruchsvollen Segelbedingungen der griechischen Inselwelt.

Hier folgen nun die von den Teilnehmern verfassten Tagesberichte:


Mittwoch und Donnerstag 7. und 8. August

Gleich nach dem Frühstück machten sich heute Timm, Erik und Carsten auf den Weg zum Yachtservice von Vangelis Kolias, um eine neue  Bordbatterie zu kaufen. Sie wurden auch fündig und so kamen gegen Mittag der griechische Werftchef persönlich und sein Übersetzer mit ihren Mopeds vorbei und haben die neue Batterie hergebracht. Diese wurde von unserem Fachmann Timm rasch eingebaut und gegen 14:30 konnten wir schließlich aus Karystos auf Euböa abgelegen.

Unser Ziel war die nur 11 Meilen entfernte Bucht Ormeo Vasiliko auf Megalonisos und diese erreichten wir auch ziemlich schnell mit 9 Knoten Höchstgeschwindigkeit. Die Ankerbucht mussten wir uns nur mit einem weiteren Segelschiff teilen, was auch daran liegen könnte, dass es ziemlich windig war. Dies hinderte uns aber nicht daran, noch Schwimmen und Tauchen zu gehen. 

Am nächsten Morgen machten wir uns unter der Leitung von dem Skipper-of-the-day Samuel auf den Weg zurück Richtung Süden. Timm, der heutige Navigator, hatte es sich zum Ziel gemacht, die gesamte Strecke ohne elektronische Hilfsmittel zu navigieren. Um unsere Position zu plotten sah man ihn nun viel Zeit mit dem Peilkompass verbringen. In ca. fünf Stunden und mit 27 zurückgelegten Seemeilen erreichten wir dann die Bucht von Sounio. Von dort hatten wir einen perfekten Blick auf den Poseidon Tempel, den wir abends auch noch von Nahem anschauten, wofür wir mit dem Beiboot zum Strand fuhren und dann noch ca eine halbe Stunde laufen mussten. Wir kamen perfekt zur Golden Hour an und von der Spitze hatte man einen wunderschönen Blick über die ganze Bucht und auf die untergehende Sonne.


Dienstag, 6.8.2024

Wir begannen den Dienstag in Kea, wo wir am Vorabend komplett manuell geankert hatten. Diesmal übernahm Samuel das Steuer und Klara die Navigation. 
Auch wenn wir nur 23 Seemeilen zurücklegten, stellte sich der Tag schon nach kurzer Zeit als sehr abwechslungreich heraus. Wir starteten im 2. Reff jedoch entschieden wir uns nach kurzer Zeit auszureffen und nahmen die Genua dazu. Zwischendurch waren teilweise nur 2 Knoten Wind, jedoch nahm die Welle nicht ab.
Wir entschieden uns das Code 0 herauszuholen und begannen Fahrt aufzunehmen. Nach ca. einer Stunde konnten wir dem Flautengebiet entkommen, jedenfalls kurzzeitig. Es brieste schnell so weit auf, dass wir bald wieder mit 2. Reff und Genua 4 segelten, bis der Wind erneut  verschwand und um 180 Grad drehte als wir uns Karysthos näherten. 
Wir zogen erneut das Code 0 heraus und segelten zum ersten mal „Butterfly“. Irgendwann fiel das Großsegel jedoch ständig ein und wir entschieden mit Genua 4 und Code 0 eine Passatbesegelung zu setzen, wodurch wir fast einen Knoten beschleunigten. Wir benutzten den Spibaum für die Genua um mehr projezierte Fläche zu bekommen und fierten das Vorliek vom Code 0 ein Stück für ein bauchigeres Profil.
Wir fuhren so noch bis kurz vor den Hafen von Karysthos und legten erfolgreich an. Als Belohnung gingen wir später noch baden. Der Tag endete sportlich mit einem kleinen workout auf der Mole.


Montag, 5.8.2024

„Skipper of the day“ war heute Timm und hat uns erfolgreich aus dem Hafen von Merihas gesteuert. Klara war heute zum ersten Mal teil des Ankerteams und Antonie unsere Navigatorin. Außerhalb des Hafenbeckens setzten wir direkt die Segel – in Anbetracht der Vorhersage allerdings das Groß gleich im 2. Reff und dazu die Genua 4. Es erwarteten uns über einen Meter hohe Wellen und frischer Wind mit bis 27 Knoten, weshalb wir später auch die Genua wieder runternahmen. Mit über 6 Knoten kreuzten wir an der Insel Kythnos entlang und haben dabei taktisches Segeln gelernt: man sollte nämlich beim Aufkreuzen immer möglichst zunächst in die Richtung des zukünftigen Winddrehers segeln, um später den Wind nicht wieder von vorne zu haben. Regattamäßig vollführten wir Wenden daher erst so kurz wie möglich vor der Küste und nach aufregenden 26 Seemeilen erreichten wir schließlich die Bucht von Korissia, wo wir für die Nacht ankerten.


Samstag/Sonntag 3./4.8.2024

Der 3.August war unser vierter Seetag. Aufgewacht sind wir in der Bucht von Dokos, in der wir auch vor dem inzwischen südlichen Wind sehr gut geschützt lagen. Nach dem Frühstück haben sich 5 von uns im Rahmen des vom Skipper verordneten Fitnessprogrammd auf den Weg gemacht, die Insel zu erkunden. Man hatte von der Spitze des Hanges einen sehr guten Ausblick auf die Bucht und die Soffio (Foto), welche wie ein kleiner Kutter von da oben aussah.

Bucht von Dokos mit der Soffio for Anker

Im Anschluss gab es an Bord Nudeln mit Ei zum Mittag. Danach wurde gebadet bevor wir nach ausführlichem Briefing gegen 18 Uhr zu unserer Nachtfahrt von Dokos nach Kythnos aufbrachen. Die ersten 10 sm motorten wir an Hydra vorbei um unsere leider entladenen, weil teils defekten Batterien zu laden. Danach setzten wir das Großsegel und die Genua. Mit 8 Knoten Wind fuhren wir 4 knt. Es gab 2 Wachen aus je 3 Jugendlichen (WachführerIn, NavigatorIn, SegeltrimmerIn) für je 3 Stunden, während der Skipper die Nacht im Stand-By Modus verbrachte. Die folgenden Stunden trieben wir mit „stürmischen“ 0 bis 4 Knoten Wind in Richtung der Insel Georgios. Zwischendurch hatten wir keine Ruderwirkung mehr und drehten uns um ca 100°.
Am Sonntagmorgen ging es ab ca 9 Uhr endlich mit angenehmen 10kn Wind unter Großsegel und Code Zero dann zügiger in Richtung unseres Ziels auf der Kykladen Insel Kythnos. Dort angekommen haben wir kurz in einer Bucht geankert und später in einem Hafen angelegt, um die schwächelnden Batterien zu laden und unsere Vorräte aufzustocken.

gesegelter Kur von Dokos nach Kythnos

Donnerstag/Freitag 1./2.8.2024

Den Donnerstag verbrachten wir nach dem vorherigen Segeltag mit Abkühlen in der Bucht von Poros und Einkäufen, um unsere Vorräte wieder aufzustocken. So konnten wir Freitagvormittag nach ein paar letzten Besorgungen voll Energie nach Dokos aufbrechen. Die Etappe begann mit Antonies Ablegemanöver und einer Kanaldurchfahrt bei Poros, durch die uns Timm mit Bravour navigierte. Sofort haben wir Groß und Genua gesetzt, um mit einer Geschwindigkeit von 5 Knoten gut Strecke machen zu können. Nach dem Umfahren einer Landzunge nahm der Wind ab, so dass Erik und Timm das Code 0 aus dem Vorschiff holten. So konnten wir gegen 15 Uhr die Segel zügig bergen und den Anker in einer Bucht vor Dokos werfen. Dort sind wir zur Insel geschwommen und haben in einem Abendspaziergang den Sonnenuntergang genossen.

Ankerlieger in einer Bucht von Poros

Mittwoch, 31.7.24

Gestern sind wir, 6 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren sowie unser Skipper, in Athen angekommen, haben erstmal eingekauft sowie Wasser aufgefüllt. 

Heute mussten wir zuerst noch eine neue Segellatte besorgen und den Dieseltank volltanken. Nach der Sicherheitseinweisung, folgte das erste Ablegermanöver um 13:15 Uhr und im Anschluss Mann-über-Bord-Manöver-Übungen mit Timm am Steuer. Klara hat danach das Steuer und Liane die Navigation übernommen. Da es bis zu 20 Knoten Wind gab, kam die Genua 4 zum Einsatz. Im Anschluss hat Samuel das Steuer übernommen und mit uns die erste Halse des Törns durchgeführt.

Die Soffio nur unter der Genua 4 mit Kurs auf eine Insel
Navigation mit Seekarte auf Papier und auf dem Tablet

Am Nachmittag wollten wir eigentlich im Hafen von Perdika anlegen. Er war jedoch voll belegt, weshalb wir mit dem Groß im zweiten Reff und dem Vorsegel Kurs auf Poros genommen haben. Dort sind wir nach insgesamt 38,8 sm angekommen und haben in der gut gefüllten Bucht geankert. Unterwegs erhielten wir eine Warnung vor einem Brand, der ausgebrochen war. Die Rauchwolke hat man bis nach Poros sehen können. Insgesamt war es ein sehr guter Einstieg für den Jugendtörn 2024 in Griechenland, bei dem wir noch viel lernen werden.